zurück zum Index KSK FORUM hier klicken

 

 

 

 

 

Hallo guten Morgen -


nun finde ich Zeit meinen "Fall" zu schildern:

Ich bin als Autorin mehrerer Bücher seit einigen Jahren ohne Probleme in der KSK. Leider verdiene ich mit meinen Veröffentlichungen nicht genug Geld und bekomme deshalb seit zwei Jahren zusätzlich Hartz IV. Habe immer alles ordnungsgemäß bei der KSK gemeldet. Das "Leben" in Hartz IV ist mehr als anstrengend und Raum und Muße zu kreativem Tun hat man auch nicht. Deshalb habe ich mich umorientiert und will nun zusätzlich zu meiner Schriftstellerei Fotografie als künstlerisches Arbeits- und Betätigungsfeld dazunehmen. Brav wie ich bin, habe ich auch das - zusammen mit dem jährlichen Gewinnermittlungsbogen- der KSK mitgeteilt. Als erstes kam innerhalb einer Woche die Nachfrage, zu wieviel Prozent ich im nächsten Abrechnungszeitraum Geld mit dem Schreiben und Geld mit dem Fotografieren verdienen werde. Da das mit künstlerischer Arbeit sowieso nie jemand wissen kann (und ich diese Befragung und damit finanzielle Einstufung im Voraus ohnehin schon immer mehr als fragwürdig fand und finde), habe ich einen frei Schnauze angenommenen Betrag von etwa 4.500 bis 5.000 Euro pro Jahr hingeschrieben und gesagt, dass ich mit dem Fotografieren etwa 80 bis 90 % und dem Schreiben etwa 10 bis 20% davon erwarte. Weiterhin schrieb ich der KSK, dass ich als künstlerische Fotografin arbeiten will und werde, eine Ausstellung meiner Fotos in einem hiesigen Museum plane und eben gucken muss, mit welchen Angeboten (eventuell Tier-Fotografie) ich Geld verdienen kann. Da ich keine ausgebildete Fotografin bin, werde ich sicher kein gewerbliches Studio mit Hochzeits- , Bewerbungs- und Paßfotobildern aufmachen. Es wird also immer eine künstlerische Arbeit sein.
In der Hoffnung, dass ich - wenn ich als schreibende Künstlerin in der KSK bin - als fotografierende Künstlerin, die ihre Hartz IV-Misere aus eigenen Kräften beenden will, Unterstützung seitens der KSK erhalte (indem sie mich weiter versichern), warf ich den Brief frohgemut in den Kasten.
Nicht eine Woche später kam die Antwort.
Man habe beschlossen, (eine Verwaltungsangestellte namens B. xxx ( Name der Sachbearbeiterin) steht hinter dem man), meine Versicherungspflicht nach dem KSVG zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu beenden, da ich als Autorin in Zukunft zu wenig verdienen würde und das Fotografieren dem "Gesamtbild nach durch handwerkliches oder handwerkähnliches Arbeiten geprägt" und demnach nicht der bildenden Kunst zuzurechnen sei.
Ich könne innerhalb von zwei Wochen eine Stellungnahme abliefern, wenn ich mich zu diesem Termin nicht melde, werde ich abgemeldet.

So, das ist der Stand der Dinge. Natürlich habe ich sofort per Einschreiben mit Rückschein eine "Stellungnahme" abgegeben.
Laut § 2 des KSVG ist Künstler, wer Kunst schafft und oder lehrt etc. Nach diesem Paragraphen war und bin und bleibe ich Künstlerin. Ob ich meine Kunst mit Buchstaben oder Bildern zu schaffen habe, steht nicht im KSVG.

Ich bin bereit, bis zum bitteren Ende diesen Kampf mit der KSK auszufechten. Nicht nur aus Prinzip, sondern auch weil ich die KSK brauche.
Um aus Hartz IV herauszukommen, muss ich mich künstlerisch umorientieren. Mit dem Schreiben so viel Geld zu verdienen, dass ich davon leben kann, ist in der heutigen Zeit ein sehr schwieriges Unterfangen, wenn man nicht Charlotte Roche oder Hape Kerkeling heißt. Ich sehe da wenig Chancen.
Die KSK (also damit eine Behörde!) zwingt mich dazu, besser bis an mein Lebensende in Hartz IV zu bleiben als mit neuen Ideen und Plänen mich daraus zu befreien. Ich bin 55 Jahre alt, habe 35 Jahre als freiberufliche Hebamme gearbeitet, zwei Kinder alleine großgezogen, bin mittlerweile Oma und werde in diesem Leben nicht mehr so viele Chancen haben, mich finanziell wieder auf eigene Füße zu stellen. Rente gibt es für mich nicht, da ich all die Jahre lieber meinen Kindern etwas zu essen gekauft als für meine Rente gespart habe.

Ich bin mehr als empört. Wo leben wir eigentlich?


Früher haben sie Bücher und Bilder verbrannt, heute werden die Künstler selbst verbrannt.
Eine Behörde, die sich den Belangen, dem Schutz und der (mehr als kargen, aber immerhin) Absicherung von Künstlern verpflichtet hat, zwingt eine Künstlerin dazu, statt sich mit ihrer Kunst selbst zu ernähren (und Krankenkasse-Rente und all das Gedöne bei der KSK zu haben) besser in Hartz IV zu bleiben, dem "Staat auf der Tasche zu liegen" (versteht das bitte nicht falsch, ich weiß, dass kein ALG II Empfänger dem Staat auf der Tasche liegt, sondern sich dieser Staat das selbst zuzuschreiben hat) und als Schlußlicht dieser Gesellschaft beliebig demütigend behandelt zu werden. Früher haben sie Bücher und Bilder verbrannt, heute werden die Künstler selbst verbrannt ... nicht auf einem lodernden Feuer unter Gejohle der Zuschauer, nein, ganz ohne Ausschluß der Öffentlichkeit still und heimlich in Hinterstuben von Behörden und Verwaltungsangestellten.

Bitte helft mir. Bitte helft auch Euch selbst. Wir, die wir alle Künstler der ein oder anderen Art sind, können das nicht zulassen.


Wir können nicht zulassen, dass die Hirnlosigkeit und die Achtlosigkeit, die Phantasielosigkeit und die Bürokratie in diesem ohnehin schon so grauen und trostlosen Lande siegt und dass Verwaltungsangestellte mittels eines Behördenaktes künstlerische Existenzen vernichten können und dürfen. Es ist später als wir alle glauben und denken und - vor allem- hoffen.

Lili Stollowsky, Bonn, Pfingstsonntag 2009
____________________________________________________________

 

Offener Brief einer Autorin / Künstlerin - Mai 2009

- Ich habe hier Fälle das ist es der KSK gelungen die Kollegen in " REKORD - ZEIT " aus der Künstlersozialkasse zu werfen ... darauf dürfen alle Verantworlichen wirklich stolz sein .

Der hier geschilderte Fall ( Mai 2009 ) ist KEIN EINZELFALL ! - und ich bedanke mich das die Kollegin sich öffentlich mit Namen und Person gegen die Praktiken der KSK wehrt . Joachim Giebe 5/2009

 

 


ünstler mit geringem Einkommen "raus" aus der KSK ?